One Plus – Immer einen Schritt voraus

Handys aus China

Seit einigen Jahren kommen Tech-Fans und Smartphone-Geeks am Land der Mitte nicht vorbei. Den Ruf, es produziere lediglich billige Kopien der angesagtesten Modelle, hat China längst abgestreift. Bestes Beispiel: Die Marke OnePlus ist explizit angetreten, um der Saturiertheit alteingesessener Smartphone-Schmieden etwas entgegenzusetzen. So hat man sich denn auch ein vielversprechendes Motto auf die Fahnen geschrieben: Never Settle – Gib dich niemals zufrieden.

Ein Neuling namens One

OnePlus ist eng an die Person des Geschäftsführers Pete Lau gekoppelt. Der 1975 geborene Entrepreneur konnte bereits auf eine erfolgreiche Laufbahn als Entwickler bei Oppo Electronics zurückblicken, als er 2013 OnePlus gründete. Mit gerade einmal 6 Angestellten war es das erklärte Ziel des Startup, schönere und technisch hochwertigere Produkte als die Konkurrenz zu kreieren. Doch wie ließ sich dieser hohe Anspruch in China, Asien und dem Rest der Welt vermitteln?

Zum einen setzten Lau und seine Leute bei ihrem Erstling – schlicht One genannt – auf CyanogenMod. Das von der Community entwickelte Betriebssystem gilt als wirkungsvolle Alternative zu iOS und Android. Auch wenn es auf letzterem basiert, genießt CyanogenMod aufgrund seiner individuellen Einstellmöglichkeiten einen vorzüglichen Ruf. Zumindest bei allen, die Wert auf Kontrolle und persönliche Konfigurationen legen.

Zum anderen konnte das One nur erwerben, wer persönlich dazu eingeladen worden war. Das schaffte natürliche einen starken Anreiz und befeuerte die Erwartungshaltung. Nicht zuletzt wurde das leistungsstarke und ästhetische One für den Kaufpreis eines Mittelklasse-Handys angeboten. Die Rechnung ging auf: Bis zum Dezember 2014 hatte OnePlus rund 1 Millionen Stück abgesetzt. Für einen Newcomer ein beachtlicher Erfolg.

Erst Eins, dann Zwei, dann Drei, dann Fünf

Das Prinzip der Einladung zum Kauf blieb auch bei den Folgemodellen OnePlus 2 und OnePlus X (beide 2015) erhalten. CyanogenMod war jedoch zwischenzeitlich durch das hauseigene Betriebssystem OxygenOS ersetzt worden. Das 2016 veröffentlichte OnePlus 3 ging erstmals ohne Invite über die Ladentheke; ihm folgte im Herbst desselben Jahres das verbesserte OnePlus 3T.

Im Sommer 2017 schickten die Chinesen dem T3 das OnePlus 5 hinterher. Damit reiht sich das Unternehmen in die Liste der eigenwilligen Chronologien ein. Von anderen Smartphone-Herstellern ist man ja Auslassungen in der Zählung gewohnt. In diesem Fall hat OnePlus auf ein 4er-Modell verzichtet. Grund für diesen Bruch ist nicht etwa ein Neuanfang, sondern die im ostasiatischen Raum verbreitete Tetraphobie (Zahlenangst) vor der Zahl 4.

Never Settle

Anlass zur Sorge dürfte indessen nicht bestehen im Haus OnePlus. User und Presse zeigten sich bisher wohlwollend gegenüber den „Flaggschiff-Killern“ aus Shenzhen. Techblogger Sascha Pallenberg zum Beispiel feierte das One 2015 als sein „Lieblings-Smartphone“ und verfasste eine enthusiastische Rezension. Auch das OnePlus 5 heimste sehr gute Bewertungen ein und landete in vielen Rankings auf den vorderen Plätzen.

Ob sich OnePlus als ernsthafte Konkurrenz zu den Branchenriesen etablieren wird, bleibt abzuwarten. Denn gerade in der so wichtigen Kameratechnik hinken die Phones aus Shenzhen den erstklassigen Mitbewerbern hinterher. Damit freilich dürfte sich Pete Lau – gemäß seines Mottos – auf Dauer nicht zufrieden geben …